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x-S 14 - Chiasso - Seseglio :: FINALE

Heute ist mal wieder beizeiten Tagwache.
08:00h beim Frühstücksbuffet. "Meine" beiden Damen sind bereits am Tisch und geniessen die ersten Bissen. Beide sind guten Mutes und sind bereit für die letzte Etappe, obwohl jede von Ihnen etwas lädiert ist. Eine böse Blase am Fers und Muskelschmerzen vom gestrigen, langen abwärts laufen.

Der Plan ist, mit dem Zug nach Chiasso und mit dem Bus zurück nach Seseglio. Das dürfte die kürzeste Etappe meiner Reise werden. Ich will nach Hause 🥳.

Und ja, von Melide nach Seseglio ist zum Laufen sehr unattraktiv. See, Autobahn und Zug teilen sich das Tal.
Zudem läuft man quasi von Städtchen zu Städtchen. Daher lasse ich diese Strecke mit dem Zug hinter mir. Ich weiss, dass ich das geschafft hätte. Aber ich will mir das nicht antun, so habe ich mich für diese Strecke entschieden. Was auch den Vorteil hat, dass wir nicht zu spät an unseren Destinationen ankommen.
Cornelia trifft sich mit Reto im Bündnerland. Claudia fährt zurück, über Zürich nach Buchberg. Und mein Ziel ist Elgg, endlich mal wieder 😇.

Also, los. Der Zug fährt pünktlich von Melide ab. Doch es steht schon angeschrieben, dass eine Baustelle die Durchfahrt erschwert. Tatsächlich müssen wir mitten auf der Strecke aussteigen.
Angezeigt wird ein Bus Richtung Chiasso, wo wir den Bus dann zurück nach Seseglio nehmen wollen.
So dass wir weiterhin von Nord nach Süd wandern.
Der Bus den wir erwischen ist zwar mit Chiasso angeschrieben, doch es ist ein Bummler 🙈.
Dieser fährt durch jedes abgelegene Dorft nach Chiasso. Am Ziel hält er nicht mal am Bahnhof, wo unser Bus nach Seseglio in Kürze abfahren würde. So müssen wir noch durch das Zentrum von Chiasso laufen. Hier sperrt die Polizei die Kreuzung zum Bahnhof. Sie hängen eine Installation darüber auf. Ich denke, die enthüllen etwas. Doch es dauert noch. So laufen wir weiter zum Bahnhof.
Leider fährt unser Bus erst in einer Stunde wieder. So entscheide ich mich, dass wir die Route umgekehrt laufen. Von Chiasso nach Seseglio, also von Süd nach Nord. Spielt ja nicht so eine Rolle.
Das hat auch den Vorteil, dass wir unsere Rucksäcke im Gepäckfach deponieren und unbeschwert den letzten Teil meiner Reise wandern können.
Das funktioniert im Prinzip einfach. Man scannt einen QR- Code am Gepäckfachtürchen, erhält eine Zahlungsaufforderung (z.B. über Twint) und danach ein SMS mit einem Code, mit welchem man die Tür des gewünschten Faches öffnen kann.
Also deponieren Claudia ihren Rucksack 🎒und ich meine unnötige Ware in das grosse Gepäckfach.
Cornelia weiss noch nicht, ob sie alles laufen oder früher umkehren muss, sie wählt daher ein kleineres Fach für ihren Rucksack. So dass wir nicht voneinander abhängig sind.

Meinen Rucksack trage ich bei mir, leer, nur gefüllt mit meinen Wanderstöcken, unseren Getränkeflaschen und etwas Verpflegung. 

So geht's also los. Und schon finden wir die Unterführung auf die andere Seite des Bahnhofs nicht.
Wir stehen an einer Wand die nur noch zum letzten Gleis des Bahnhofs führt, aber wir kommen nicht auf die andere Seite. Das geht ja schon gut los 🫣.

Also, nochmals zurück, irgendwo müssen die Wanderwege doch aufgeführt sein.
Tatsächlich führt der Wanderweg die Autounterführung durch. Endlich drüben, geschafft 👍🏻.

Die ersten Meter laufen gemütlich, bei blauem Himmel und Sonnenschein, der Bahn entlang.
Irgendwann führt der Weg links weg, hoch in den Wald. Ab hier hört es nicht mehr auf zu steigen.
Wir kommen gehörig ins Schwitzen. Der Weg ist steinig. Überall hat es Spuren von Wildsauen die den Boden aufgewühlt und nach Essbarem gesucht haben.
Mitten im Wald begegnet und ein alter Mann mit Stock. Genau im richtigen Moment.
Denn wir sind an einer Kreuzung und der südlichste Punkt er Schweiz ist noch immer nicht angeschrieben. Überhaupt ist alles sehr schlecht markiert.
Doch er kann uns, trotz Sprachbarriere, den Weg weisen. Eine sympathische Begegnung, danke alter Mann 😎.

Ab hier geht es nicht mehr weit, aber immer noch steil bergan, zum Dorf Pedrinate.
Endlich und nach einigem Schwitzen, staunen wir, wie hoch wir bereits über Chiasso stehen.
Unglaublich.
Und endlich, hier dann auch zum ersten Mal der südlichste Punkt der Schweiz ist angegeben, der:
„Punto estremo sud della Svizzera“

Es kann also nicht mehr weit sein 😃.
Doch es zieht sich. Noch einmal steigt es steil an. Links, rechts und weiter hoch.
Endlich, hier muss es sein. Hier hat es eine Art Rastplatz für Wanderer, mit Tischen, Bänken.
Aber leider nein, es geht zuerst mal wieder runter. Ich glaube es nicht... grmpf.
Immer das selbe in der Schweiz. Zuerst hoch, nur damit es danach gleich wieder runter geht.
Eine Landkarte ist seit Chiasso nicht mehr vorhanden. Für die südlichsten Quadratkilometer der Schweiz gibt es keine Wanderkarte mehr.
Also orientieren ich mich anhand meiner online Karte. Gemäss dieser sind es nur noch 500m.
Cornelia will meine letzten Meter filmen. Aber der Film wird wohl unendlich. Noch sind es 350m.
250m, 150... nichts weist auf den südlichsten Punkt hin.
Dann, vor uns, ein 3m hoher, rostiger Zaun. Gehört der zu einem Privatgrundstück?
100m, etwas oranges leuchtet durch die Blätter und plötzlich sind wir da.
Ein grosses Loch im Zaun und vor uns der südlichste Punkt der Schweiz 🇨🇭. 

Geschafft. Komisch.
14 Tage gewandert und dann hat es hier eine Comicfigur über dem südlichsten Grenzstein und einen verrosteten Grenzzaun.
Dieser Grenzzaun irritiert und verwundert uns. Erinnert etwas an Trump und seine Mauer gegen Mexiko. Wann wurde der wohl aufgestellt? Ist er noch ein Überbleibsel aus dem 2. Weltkrieg?
So verrostet dieser ist, könnte es gut sein. Auch ist er sehr löchrig.
Wir schiessen ein paar Fotos, ein Filmchen entsteht, in welchem ich auf der italienischen Seite die Italienische Nationalhymne schmettere und auf der schweizerischen Seite, den Schweizerpsalm.
Oder zumindest die 1. Strophen 🎶.

Doch dann geht es endlich auf den Heimweg. Es sind doch noch ein paar Kilometer dem Zaun entlang. Wir überqueren den Zoll. Ab hier geht es nur noch über rutschig, nasse Wege hinunter nach Seseglio.
Man muss aufpassen, dass man auf dem unwegsamen, feuchten Weg nicht rutscht.
Ich laufe zuhinterst. Und tatsächlich rutsche ich auf den letzten Metern aus. Trotz Geläder, woran ich mich natürlich nicht festhielt,
Auf einer nassen Planke der Länge nach, rückwärts, auf den Rucksack. Es hat mir gar nichts gemacht.
Doch natürlich hörte Cornelia den Sturz und dreht sich zu mir um. Was mich dazu veranlasste, die Arme hinter dem Kopf und die Beine zu verschränken und so zu tun, als hätte ich mich nur gemütlich hingelegt... 🤗.

Das war der Moment, wo ich mir dann auch die Zeit nahm um zu sehen, wann dann das Posti in Seseglio nach Chiasso fährt, 13:31h.
Gemäss online Karte, sind jetzt sind noch 27Min. zu laufen und es ist jetzt 13h.
Mal kucken, ob wir das schaffen.
Tatsächlich kommen wir in Seseglio bei der Busstation an und der Bus kommt eine, zwei Minuten später 😃.
Geschafft, endlich nach Hause, endlich wieder Eshter in die Arme schliessen 😘.

Wir sind immer wieder erstaunt, wie lange die Retourfahrten jeweils dauern und wie viel Höhe der Bus hinunterfährt. Das sind wir doch immerhin alles gelaufen.
Darauf darf man schon stolz 🥹 sein.

Im Bahnhof Chiasso angekommen, bleibt uns noch Zeit um etwas trinken zu gehen.
Danach geht's zurück zu den Gepäckfächern. Meines leuchtet grün und ich kann es über die App nicht mehr öffnen. Also muss ich zum Schalter. 

Cornelias Fach funktioniert problemlos... 🤨.
Bald fährt aber auch unser Zug... grmpf. 

Wiso immer bei mir... 😢.
Der Schaltertyp kommt. Schaut sich meine App an. 

Sagt: komme gleich wieder und verschwindet hinter einer Tür. Nach einer halben Ewigkeit kommt er wieder und fragt, was wir denn im Fach hätten?
Rucksack, verschwitzte Wanderkleider, ein iPad etc.
Dann verschwindet er wieder, eine Ewigkeit, bald fährt der Zug...
Endlich, er öffnet uns das Fach und wir können alles wieder einräumen.
Den Zug erwischen wir problemlos und bald geht die Reise nach Hause los. Ich freue mich.

In Bellinzona verlässt uns Cornelia Richtung Bündnerland. Claudia und ich können bis Zürich sitzen bleiben.

Nun wäre meine Reisegeschichte zu Ende, wären da nicht noch zwei ältere Damen zugestiegen, die verzweifelt ihren reservierten Sitzplatz suchten. Der war natürlich bei uns, aber sie hatten Gepäck und alles war schon ziemlich überfüllt. Also hob ich ihre Koffer auf die Gepäckablage über uns.
Sie waren froh, machten sich aber Sorgen, wer ihnen dann die Koffer in Zürich wieder hinunter holt.
Natürlich auch ich... sie strahlten. Und wir kamen ins Gespräch.
Ich war müde und hörte nur mit einem Ohr zu. Aber die beiden Damen und Claudia redeten über dies und das. U.A. hörte ich, dass sie aus dem Glarnerland kommen, gerne Oberkreiner- Musik hören.
Was mich zur Frage veranlasste, ob sie wohl die Band "Glarner Oberkreiner" kennen?
Natürlich kennen sie die Band. Sie hätten vor, am nächsten Mo., deren Konzert zu besuchen.
Sie würden den Bandleader, den Geneli, sehr gut kennen.
Das war dann der Zeitpunkt, als ich den Damen sagte, dass der Geneli mein Cousin ist und ich ihn auch sehr gut kenne.
Das Gelächter war gross. Wir schossen Fotos und ich schickte Geni per WhatsApp einen Gruss von uns Dreien.
Er antwortete uns, es war noch cool. Speziell.

Und so verging die Fahrt im Flug, bzw. im Zug, aber wie im Flug 🥳.

Claudia und ich verabschiedenten uns am Bhf. Zürich und ich nahm die letzte Zugetappe Richtung Wini unter die Gleise. Ich freue mich auf das Treffen in Winti mit Esther 🥰.
Sie ist hier zum Abendessen eingeladen, doch uns bleibt eine gemeinsame Stunde, die wir in einem Kaffee zusammen geniessen.

Danach geht sie zu ihrem Termin und ich nach Hause. Ich freue mich auf die Dusche und dann mit Melvin Essen zu gehn.

So geht ein abwechslungsreicher Tag und eine tolle, abenteuerliche Reise zu Ende.
Danke Allen die dabei waren. Esther, Jason, Cornelia & Claudia. Und alle die mir online gefolgt sind.

Danke. Es war wieder eine ganz tolle Erfahrung. Gerne wieder. Wann auch immer.

  • Distanz, nach iPhone: 7.7km / 346hm
  • Start: Chiasso
  • Ziel: Seseglio
  • Unterkunft: endlich mal wieder in Elgg, zuhause 🤗
  • Route: Komoot 

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